12.08.2022

Gunnebo: Die Reinkarnation des Mondänen

Ende des 18. Jahrhunderts schuf ein Göteborger Geschäftsmann seine Sommerresidenz: das Schloss Gunnebo. Es hat vielen düsteren Jahren des Verfalls getrotzt und glänzt heute als Refugium für Einheimische und Touristen zugleich.

John Hall war ein reicher Mann. Und geschäftig. So kam es, dass sich der Kaufmann aus Göteborg nach einem Sommerhaus umsah. 1778 wurde er fündig. Ungefähr zehn Kilometer südöstlich vom Stadtkern erwarb er das Grundstück des heutigen Schlosses Gunnebo, wunderschön auf einem Hügel zwischen zwei Seen platziert.

Stararchitekt mit 200 Skizzen
Hall beauftragte den damaligen Stararchitekten Carl Wilhelm Carlberg, das Hauptgebäude samt Inneneinrichtung und Gärtenkonzeption zu entwerfen. Carlberg, gerade erst von einer inspirativen Europareise und mit vielen neuen Ideen zurück nach Göteborg gekehrt, fertigte um die 200 Skizzen an.

Das zahlt sich heute aus. Als John Halls Sohn das Haus nach dem Tod seines Vaters erbte, führte er es nämlich in den Bankrott. Es folgten viele weitere Jahre des Verfalls. Erst als das Schloss Mitte des 20. Jahrhunderts von der Stad Mölndal gekauft wurde, begann der mühsame Wiederaufbau. Und genau ebenjene Skizzen Carlsbergs dienten dabei als wichtige Grundlage für eine möglichst genaue Rekonstruktion.

100 Hektar großes Kulturreservat
Und so können die Besucherinnen und Besucher noch heute, knapp 250 Jahre nach dem Bau, das historische Schloss Gunnebo bestaunen. Das Areal ist ein 100 Hektar großes Kulturreservat, das neben dem Haupthaus eine prächtige Parkanlage besitzt. "Das hier ist eine riesige grüne Lunge gleich neben Schwedens zweitgrößter Stadt", sagt Anneli Stahre vom Schloss Gunnebo.

Neben dem Haupthaus gibt es noch weitere Gebäude. Eines davon ist das biozertifizierte Restaurant, ein anderes die Bäckerei; beide sind das ganze Jahr über geöffnet. Das Besondere: Nach der Ernte landet das Gemüse aus den Gärten von Gunnebo direkt in der Küche.

Gäste verköstigen eigenes Gemüse
„Im Grunde genommen verköstigen unsere Gäste unsere Gärten“, sagt Stahre lachend. Die Küche benutzt ferner Produkte aus der nahen Region, weshalb die Speisekarte von Tag zu Tag wechseln kann. „In allem, was wir tun, ist Nachhaltigkeit der rote Faden“, erklärt Anneli Stahre.

Wer Gunnebo besucht, hat die Auswahl: eine geführte Schloss- und Gartentour; ein individueller Spaziergang im öffentlich zugänglichen Park; eine Fika im gemütlichen Kaffehus & Krog; und sogar Hochzeiten finden hier statt. Gunnebo wird nunmehr längst nicht nur von den Einwohnern Göteborgs besucht. Für Touristen ist das Schloss längst ein attraktives Tagesziel geworden.

Regelmäßige Veranstaltungen
Das Hauptereignis in diesem Sommer ist die Einweihung der Orangerie Gunnebo und das Fest des Kulturhandwerks am 18., 20. und 21. August. Auch Konzerte gibt es hier im Sommer regelmäßig. Das Schloss Gunnebo als lebhaftes Refugium gab es übrigens schon einmal.

Am 22. Juli 1796 zum Beispiel, als die Familie Hall zum ersten großen Diner in der neuen, mondänen Sommerresidenz einlud. Zu Gast waren berühmte Persönlichkeiten: Mitglieder der Königsfamilie, Künstler, Politiker, Revolutionäre. Das Schloss Gunnebo war ein magnetischer Anziehungspunkt für neugierige Lebenslustige. So wie heute auch.

Noch mehr Informationen gibt es auf der Website des Schlosses Gunnebo.

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Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Leon

Leon liebt das Reisen und bekommt nie genug davon, Neues zu entdecken. Seine Neugier lotste ihn schon bis nach Japan, Guatemala und auf die Fidschi-Inseln. Im hohen Norden aber fühlt er sich am wohlsten. Im Winter liebt er es, sich in der lappländischen Schneewelt der Natur hinzugeben. Im Sommer genießt der studierte Journalist besonders Schwedens einzigartige, maritime Küstenwelt. Schweden ist für Leon ein Kaleidoskop des Reisens: aufregend, abwechselnd, anders. Im Land der Mitternachtssonne erlebt er bei jeder Reise aufs Neue, was SchwedenPur bedeutet.


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