20.08.2021

Hier gehöre ich hin

Svea Landschoof lebte sechs Jahre in Berlin. Und hasste es. Gerade zwei Jahre ist es her, dass sie erstmals nach Stockholm reiste. Heute lebt sie in Schweden. Die besondere Geschichte einer Auswanderin, die es nach Schweden zog, um glücklich zu sein.

Im Februar 2019 kam ich das erste Mal nach Stockholm, um einen Freund zu besuchen. Bereits während des ersten Tages war ich so verliebt in die Stadt, dass ich beschloss hierhin zuziehen. Der Gedanke des Auswanderns war mir nicht neu. Tatsächlich hatte ich bereits das erste Mal mit 13 Jahren daran gedacht, Deutschland eines Tages zu verlassen. Nicht weil ich das Land nicht mochte, sondern einfach aus dem Grund, dass ich mehr von der Welt sehen wollte.

Nach dem Abi nach Kanada
Mein erster längerer Auslandsaufenthalt folgte dann nach dem Abitur, als ich 2014 meine Heimatstadt Flensburg verließ, um für ein Jahr nach Ottawa (Kanada) zu gehen und dort als Au Pair zu arbeiten. Als ich nach einem fantastischem Jahr in Nordamerika zurück nach Deutschland kam, zog ich für mein Fotografie-Studium direkt nach Berlin – und hab’s gehasst!

Fast sechs Jahre verbrachte ich in der Hauptstadt, die ganz ohne Frage auch ihren Charme und Vorzüge hat; allerdings überwogen für mich persönlich die negativen Aspekte: Technoparties, Drogenkonsum, traurige Gestalten, „Berliner Schnauze“ und Fäkalien in fast jedem U-Bahn-Wagen waren einfach nicht so meins.

2019 erstmals in Stockholm
Deshalb war mir klar, dass ich Berlin definitiv nach dem Studium verlassen wollte. Wohin, wusste ich lange Zeit nicht ganz genau. Erstmal Hamburg, dachte ich. Vielleicht auch Kanada. Als ich dann im Winter 2019 in Stockholm ankam, musste ich nicht mehr länger überlegen. Manchmal ist man sich einer Sache einfach ganz sicher – ohne zu wissen, warum. Für mich war es glasklar: Hier gehöre ich hin.

Als ich nach einigen Tagen wieder in Berlin ankam, meldete ich mich direkt für einen Schwedisch-Sprachkurs an und begann zu recherchieren, wie man denn nun am besten nach Schweden auswandert und was es zu beachten gilt. Relativ schnell war mir klar: Die Personennummer ist wohl der heilige Gral. Und um diese zu bekommen, musste man am besten erstmal einen Job mit einem längerfristigen Arbeitsvertrag haben.

Schwierige Wohnungssuche
Also fing ich an, Jobs zu recherchieren um einen Überblick zu bekommen, was ich für Optionen in Stockholm hatte. Außerdem war natürlich die Frage: Wo wohne ich dann? Das Konzept des WG-Lebens hatte mich ich nie angesprochen und ich wollte auch nicht unbedingt Ende 20 damit anfangen. Ich wusste von Bekannten in Stockholm, dass der Wohnungsmarkt, wie in fast allen Großstädten, katastrophal ist und es wohl wirklich schwierig werden würde etwas zu finden.

Ich habe dann kurzer Hand auf AirBnB nach einer Bleibe für den Anfang gesucht. Und dann kam alles ganz anders. Einige Monate später, im Sommer 2019, hatte ich beschlossen, das Land besser kennenzulernen, zumal ich bis dato nur einmal in Stockholm war und die letzte Schweden-Reise davor stattfand, als ich noch Windeln anhatte. Ich nahm mir also einige Wochen frei und plante einen großen Roadtrip durch ganz Schweden – inklusive Wildcampen. Gesagt, getan.

Immer weiter gen Norden
Es ging mit der Autofähre von Rostock nach Trelleborg, dann durch Småland nach Stockholm. Nach Stockholm ging’s immer weiter nördlich bis nach Lycksele in Norrland. Meine Eindrücke, die ich in diesem Sommer sammelte, bestärkten mich nur noch mehr in meinem Entschluss. Schweden wäre das richtige Land für mich. Bereits bevor ich Schweden überhaupt wieder verließ, um meine Fähre Richtung Rostock zu erwischen, buchte ich schon wieder den nächsten Flug nach Stockholm, der ein paar Wochen später starten sollte.

Bereits ein paar Monate vor meinen Roadtrip hatte ich vermehrt Kontakt zu einem alten schwedischen Bekannten – David Lindgren. Wir haben uns ca. 2009 auf der Platform "Chatroulette" kennengelernt (genau, die Website wo man automatisch mit einem Wildfremden irgendwo auf der Welt verbunden wird und man dann einen „Webcam-Chat“ hat). Gott sei Dank hatten wir tatsächlich eine nette Unterhaltung und wir fanden uns sofort sympathisch.

Eine besondere Bekanntschaft
Damals ging ich in die 10. Klasse und David, der vier Jahre älter ist, lebte in Piteå und arbeitete bei einer Reklame-Firma. Wir hielten den Kontakt für zehn Jahre und schrieben einander hin und wieder auf Facebook. Allerdings hatten wir uns bis dahin nie in Wirklichkeit getroffen. Als ich dann, nach meinem Roadtrip, ein paar Wochen später wieder nach Stockholm flog, schlug David vor sich doch mal zu treffen.

Er hatte zu dem Zeitpunkt bereits für einige Jahre in Stockholm gelebt und von daher bot sich ein Treffen tatsächlich an. Wir trafen uns also im Hauptbahnhof, hatten Fika in Gamla Stan und beendeten den Tag im Freizeitpark Gröna Lund. Der Rest ist Geschichte."

Im zweiten Teil berichtet Svea eindrucksvoll, welche Folgen dieses Treffen in Stockholm für sie (und David) hatte und wie Auswandern inmitten einer Pandemie gelingt.

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Svea Landschoof

Aufgewachsen in Flensburg zog es Svea für ihr Fotografie-Studium sechs Jahre lang nach Berlin. Im vergangenen Jahr entschied sie sich, nach Schweden auszuwandern. Hier arbeitet sie als selbstständige Fotografin. Hier geht's zu ihrer tollen Website.


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