10.03.2023

Millesgården: Kunst-Domizil als Geschenk für ganz Schweden

Das Leben Carl Milles‘ liest sich wie das eines emsigen Kosmopoliten. Er bereiste die Welt und nahm die Impressionen in seine Werke auf. Im Millesgården lässt sich dies bis heute lebhaft spüren. Es war die jahrelange Heimat des bekanntesten schwedischen Bildhauers.

Charakteristische Skulpturen
Carl Milles, der von 1875 bis 1955 lebte, dominierte die schwedische Kunstwelt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine charakteristischen Skulpturen sind sowohl in Schweden als auch im Ausland zu sehen. Berühmt ist sein "Poseidon" in Göteborg, "Gottes Hand" in Peking oder seine Fontäne "Aganippe", ausgestellt im Metropolitan Museum of Art in New York.

"Milles kann sowohl als traditioneller als auch innovativer Künstler betrachten werden", sagt Maria Soreby vom Millesgården-Museum. Seine Motive seien traditionell, oftmals inspiriert von griechischer Mythologie, biblischen Erzählungen oder der Historie seines Heimatlandes. "Seine Innovation lag in der persönlichen Interpretation seiner Themen, oft mit einer humorvollen Note", so Soreby.

Schicksalhaftes Paris
1897 zog es Carl Milles zum Studium nach Paris. Dieser Schritt ebnete auch seinen privaten Lebensweg. Hier lernte er die österreichische Porträtmalerin Olga Granner kennen. Die beiden verlobten sich in den Türmen von Notre Dame und beschlossen 1906, sich in Schweden niederzulassen.

Das frisch verheiratete Paar entschied sich für ein mondänes Grundstück auf der Insel Lidingö im Nordosten Stockholms, mit Blick auf die Meerenge Värtan. Das neue Domizil beherbergte zwei Ateliers: ein kleineres für Olga und ein weitaus größeres für Carl. Dessen monumentale Skulpturen benötigten reichlich Platz.

Malerisches Refugium
So kauften die beiden nach und nach auch noch angrenzende Nachbargrundstücke. Schnell entstand ein malerisches Refugium. Die Terrassen wurden aus den Klippen herausgesprengt und mit mächtigen Bäumen, bunten Blumenbeeten und zahlreichen Kunstwerken garniert. Millesgården avancierte zu einem prächtigen Kunstwerk.

Erst recht nach 1921. Gerade erst kehrten Carl und Olga Milles von einer Italien-Reise zurück. Ihr Besuch in der antiken Stadt Pompeji hinterließ einen bleibenden Eindruck. "Ich werde hier Italien bauen", postulierte Carl Milles nach der Reise. Das Antlitz Millesgårdens erweiterten nun altrömische Mosaikböden, Marmorimitationen und Pendelleuchten aus Alabaster.

Nordische-mediterraner Melange
"Millesgården", erzählt Maria Soreby, "wurde zu einem malerischen und zugleich verspielten Übergang zwischen nordischer Nationalromantik und Mittelmeer." Hier trafen plötzlich ionische Säulen und die småländische Zwillingsblume aufeinander.

Zu einer der nachhaltigsten und auch beeindruckendsten Entscheidungen Carl Milles‘ gehörte jene im Jahr 1936: Sie wandelten Millesgården in eine Stiftung um und schenkten ihn dem schwedischen Volk. Ihr Kunst- und Lebenswerk sollte verfügbar für alle sein. Das Künsterpaar lebte zu diesem Zeitpunkt schon fünf Jahre in den USA. 1945 erhielt Carl sogar die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Beeindruckendes Kunstmuseum
Heute ist der Millesgården ein beeindruckendes Kunstmuseum mit einem Skulpturengarten. Es beherbergt eine bedeutende Kunstsammlung, darunter klassische und mittelalterliche Skulpturen, Gemälde aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, Zinngegenstände, italienische Fayence und Glasobjekte.

Zwar kehrten die beiden 1951 noch einmal nach Schweden zurück, doch ihre letzten gemeinsamen Jahre verbrachten sie in Rom. Ihre letzte Ruhe fanden Carl und Olga Milles aber im Millesgården. Sie sind auf dem Gelände in einer kleinen Kapelle beigesetzt. "Carl hatte dort Edelweiß und Enzian gepflanzt und kleine Kapellen aufgestellt, wie man sie an den Wanderwegen in den Alpen sieht", erzählt Soreby. "All dies, um Olga ein Gefühl für ihr Heimatland Österreich zu vermitteln."

Carl Milles war nicht nur ein begnadeter Künstler. Er war auch ein liebender Ehemann.

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Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Leon

Leon liebt das Reisen und bekommt nie genug davon, Neues zu entdecken. Seine Neugier lotste ihn schon bis nach Japan, Guatemala und auf die Fidschi-Inseln. Im hohen Norden aber fühlt er sich am wohlsten. Im Winter liebt er es, sich in der lappländischen Schneewelt der Natur hinzugeben. Im Sommer genießt der studierte Journalist besonders Schwedens einzigartige, maritime Küstenwelt. Schweden ist für Leon ein Kaleidoskop des Reisens: aufregend, abwechselnd, anders. Im Land der Mitternachtssonne erlebt er bei jeder Reise aufs Neue, was SchwedenPur bedeutet.


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