02.09.2021

Selbstständig im Traumland

Svea Landschoof lebte sechs Jahre in Berlin. Und hasste es. Gerade zwei Jahre ist es her, dass sie erstmals nach Stockholm reiste. Heute lebt sie in Schweden. Die besondere Geschichte einer Auswanderin, die es nach Schweden zog, um glücklich zu sein.

Im ersten Teil berichtete Svea, wie sie erst 2019 das erste Mal Schweden besuchte und sich sofort verliebte. Erst in das Land. Dann in David, den sie eines Tages im August 2019 das erste Mal traf. Und so ging es weiter:

Seit diesem Tag im August 2019 pendelte ich zwischen Stockholm und Berlin, um so oft wie möglich bei David in Stockholm zu sein. David fragte mich dann, nach nur zwei Monaten, ob ich nicht zu ihm ziehen wollte. Das war der besagte Moment, als alles ganz anders kam als gedacht. Ich musste mir Gott sei Dank keine Gedanken mehr darüber machen, wo ich denn um Himmels Willen wohnen sollte und konnte in Davids Einzimmerwohnung in Solna einziehen.

Auswandern während Corona
Eine Sache war da allerdings noch. Mein Studium war noch nicht ganz beendet und ich wollte etwas Geld sparen, bevor ich Deutschland endgültig verließ. Also entschied ich, dass ich zum April 2020 nach Schweden auswandern wollte. Und dann kam Corona. Zu Beginn einer weltweiten Pandemie in ein anderes Land auszuwandern ist, sagen wir mal so, nicht ideal. Nach und nach machten alle möglichen Länder ihre Grenzen dicht, sodass meine damalige (grandiose) Chefin sagte: „Svea, fahr los. Am besten noch heute!“.

Das war Mitte März 2020 und eigentlich hätte ich noch zwei Wochen für sie arbeiten müssen. Ich packte also mein ganzes bisheriges Leben in meinen VW Touran, putzte in Windeseile meine Wohnung in Berlin und nahm die Fähre am nächsten Morgen nach Trelleborg. Alles ging glatt. Dann war die nächste Herausforderung einen Job zu finden. In einem fremden Land, mit einem Bachelor in einem kreativen Bereich und ohne fließende Schwedischkenntnisse. Und natürlich während einer Pandemie, in der viele Menschen ihren Job verlieren.

Keine schönen Job-Erfahrungen
Nach einigen Tagen Recherche war relativ schnell klar: Kundenservice wird es wohl werden. Vielen schwedische Unternehmen haben einen großen Markt in Deutschland und brauchen stets neue Leute für Kundenservice und Marketing. Ziemlich schnell wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch bei einer bekannten Posterfirma eingeladen und bekam einen Job - in Kundenservice und Marketing. Das Management in dieser Firma war meiner Meinung nach ausgesprochen schlecht und so blieb ich nur fünf Monate, bis ich dort kündigte.

Positiv war allerdings, dass ich dank meines Arbeitsvertrages meine Personennummer blitzschnell bekam, ich daraufhin mein schwedisches Bankkonto eröffnen konnte und ich einige liebe Freunde dazu gewann. Es war kein gutes Gefühl, nach kurzer Zeit in einem fremden Land und besonders in einer Situation wie der derzeitigen zu kündigen. Allerdings wollte ich definitiv nicht weiterhin bei einer Firma arbeiten, die ihre Mitarbeiter dermaßen ausbeutet und sich ausschliesslich für den Profit interessiert.

Zweiter Anlauf, zweiter Fail
Also musste ein neuer Job her. Zweiter Anlauf - auch voll daneben. Lange Geschichte kurz: Ein Startup in der Herrenschuh-Industrie, das leider keine Ahnung von irgendwas hatte und ich stets das Gefühl hatte, dass ich den Menschen über mir beibringen musste, wie Dinge funktionieren sollten. Dort habe ich dann auch schnell wieder aufgehört und dann den Beschluss gefasst, mich wieder 100 Prozent auf meine Tätigkeit als selbständige Fotografin zu konzentrieren.

Das war auf lange Sicht sowieso der Plan, allerdings war ich auch Realist genug, dass ich wusste, dass ich nicht direkt als Freelancerin in einem fremden Land arbeiten kann. Dennoch hatten mich die besagten Ereignisse dazu bewegt, es trotzdem zu wagen. Im Februar 2021 wurde ich dann für F-Skatt zugelassen (Status der Selbstständigkeit) und seitdem arbeite ich wieder selbstständig und vor allem für etwas, wofür ich brenne.

YouTube-Serie und viele Aufträge
Seit Februar habe ich einen großen Kunden, mit dem ich eine YouTube-Serie produziere, in der wir sein Leben als Entrepreneur dokumentieren. Zudem kommen nach und nach immer mehr Fotoaufträge von Firmen und Privatkunden ein, was ich so schnell gar nicht erwartet hatte. Meine berufliche Umstellung bedeutete allerdings auch, dass David und ich beide fast 100 Prozent von zu Hause arbeiteten - in unserer Einzimmerwohnung in Solna.

Das ging auch wirklich lange gut (und wäre auch noch weiter gut gegangen), allerdings hatten wir hier und da mal mit dem Gedanken gespielt, uns zu vergrößern. Stockholm direkt konnten wir uns definitiv nicht leisten und eigentlich wollten wir auch lieber ein kleines Häuschen außerhalb mieten. An einem Samstagnachmittag schaute ich dann mal auf diversen Webseiten vorbei ("Nur mal gucken!") und fand direkt das Haus, in das wir vor einigen Wochen eingezogen sind. Wir hatten wahnsinniges Glück und wohnen jetzt in einem brandneuen Haus im Stockholmer Schärengarten, ca. 45 Minuten nordöstlich von der Hauptstadt.

Svea Landschoofs tolle Arbeiten könnt ihr unter diesem Link bestaunen.

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Svea Landschoof

Aufgewachsen in Flensburg zog es Svea für ihr Fotografie-Studium sechs Jahre lang nach Berlin. Im vergangenen Jahr entschied sie sich, nach Schweden auszuwandern. Hier arbeitet sie als selbstständige Fotografin. Hier geht's zu ihrer tollen Website.


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